Karl Heinz Herber
In Bonn am Rhein.
Nach Hannover auf die Schauspielschule.
Als Schauspieler arbeitend.
Die Stimme zum Singen gebracht.
Städtereisender geworden.
Deutschland kennen gelernt.
Österreich auch.
Talentlos im Wegsehen geblieben.
Bilder gefühlt.
Mit der Kamera festgehalten.
Vater geworden.
Der Stimme eine Stimme gegeben.
Unermüdliches Interesse an Wachheit,
den Blick für die Elegie des Lebens
und die „Partner in Crime“.
DER INNERE AUSLÖSER
Vor vielen Jahren schlenderte ich in einer kurzen Mittagspause zu Theaterproben in Schwäbisch Hall durch die kleinen Gassen des Städtchens. Im Vorbeigehen wanderte mein Blick über die Auslage eines Fotogeschäfts und blieb fast zufällig an einer kleinen Pentax Kamera hängen, die kaum größer als eine Zigarettenschachtel war. Instinktiv betrat ich das kleine Geschäft und kam wenige Minuten mit der Kamera wieder heraus. An diesem Tag wurde dieses kleine Wunderwerk meine ständige Begleiterin. Für ihre Größe machte sie erstaunlich gute Bilder.
Angeregt durch die ersten Ergebnisse, fiel mir kurze Zeit später durch Zufall bei einem Freund eine Panasonic Systemkamera in die Hände. Ich lieh sie mir für eine kurze Weile aus und experimentierte leidenschaftlich damit. Mein Fokus konzentrierte sich dabei immer wieder auf Menschen. Es gelangen erste Motive mit entspannten, nachdenklichen, wahrhaftigen Momenten. Allerdings hatte ich noch nicht das rechte Bewusstsein, warum mir einige Fotos gelungener erschienen, als die anderen. Es offenbarte sich erst kurze Zeit später. Bei einem ersten und bewusst geplanten Shooting mit einem befreundeten Kollegen, zeichnete sich konkret ab, was wenig später meine Leidenschaft für die Fotografie entfachen sollte. Einige Fotos dieser Serie ließ ich von meinem näheren Freundeskreis begutachten. Bei einem speziellen Fotomotiv hielten allerdings alle inne. Es stach aus der Vielzahl aller anderen Fotos heraus. Es war irgendwie echter, entspannter und absichtloser als die anderen. Als ich mir den Moment des Shootings ins Gedächtnis rief, erinnerte ich mich daran, dass dieses Motiv in einem Moment entstand, in dem ich mit meinem „Partner vor der Kamera“ über sehr existenzielle Themen des Lebens sprach. Es entstand jener intime Augenblick, in der jede absichtsvolle Pose abfällt und man nicht mehr für die Kamera agiert. Sie war lediglich die Gehilfin, jenen Moment festzuhalten, der einen kurzen Einblick in das Sein gewährte. Jenen Moment, in dem die Kamera ein Teil des Inneren ablichtet und dennoch nichts verrät. Ein Blick in die Augen des anderen, der vertraut und dennoch respektvoll bleibt. Ein Stück gemeinsamen Erkennens. All das wurde in diesem Foto sichtbar. Mir war klar: das ist, was ich will! Eine wahre Begegnung. Die Suche danach und die kurze Offenbarung im Miteinander.
Das ist vielleicht das Bindeglied, das mich vom Schauspiel zur Kamera getrieben hat. Die Suche nach dem echten Augenblick, in der das Miteinander keine Darbietung mehr ist, sondern das Sein berührt. Das ist eine große Herausforderung und verlangt auch Mut zum scheitern. Wenn es jedoch gelingt, ist es zutiefst beglückend. Mir wird kein Weg zu lang werden, dem wieder und immer wieder begegnen zu wollen und es mit meinem Gegenüber zu teilen. Vor und hinter der Kamera.